12.12.2008
"Toarr?bii?rarisch" - Die Grammatik der Dornbirner Mundart

Der Verlag unartproduktion von Ulrich Gabriel hat mit der Herausgabe der Grammatik der Dornbirner Mundart eine wichtige Arbeit geleistet. Nach mehr als einjähriger Vorbereitungszeit ist ein Buch entstanden, das die jahrzehntelange Forschungstätigkeit des Sprachwissenschaftlers und Dialektologen Eugen Gabriel, was das Dornbirnerische angeht, auf den Punkt bringt. Tiefer, denke ich, kann man nicht gehen, mehr an Anschauungsmaterial ist wohl kaum zusammen zu tragen. Dabei handelt es sich nicht nur um ein exaktes, wissenschaftlich fundiertes Sachbuch mit erhellenden 
Grundaussagen zu Sprache und Grammatik im Allgemeinen, sondern auch um eine vergnügliche Lektüre. Noch vergnüglicher, das gebe ich zu, wenn man sich das Buch von Eugen Gabriel auf den 4 beigelegten CDs persönlich vorlesen lässt. Eugen Gabriel ist nicht nur ein versierter Sprachwissenschaftler, er ist auch ein mitreißender Erzähler. Seine Stimme ist das ideale Instrument, um den besonderen Geschmack der Mundart zu vermittelt. Nach einer Weile hat man tatsächlich den Eindruck, sie wäre nicht nur sprech-, sondern auch essbar. Auf diese Art belebt Eugen Gabriel ein Thema, bei dem andere gewöhnlich nur über Niedergang und Absterben lamentieren. Dass bei den jungen Dornbirnern die Mundart immer seltener zu hören ist, stellt zwar auch er fest, betont aber sofort: „Das soll kein Grund zur Klage sein, der Entwicklung kann sich niemand entziehen, und die Sprache bildet diese Entwicklung unerbittlich ab. [...] In der Sprache gibt es keine „Erneuerung“. Wie die Menschen, die sie sprechen, wird sie alt und stirbt dann eines Tages ab, die Grundmundart kann man festhalten, wie ich es Zeit meines Forscherlebens getan habe, in ein Museum stellen kann man sie nicht.“
In diesem Sinne fühlt sich das Literaturradio entlastet, denn es muss sich nicht als Museumswärter betätigen, sondern hält lediglich ein paar akustische Kostproben dessen fest, was in ein paar Jahrzehnten vermutlich nicht mehr so zu hören sein wird.
Gespür hat der Herausgeber übrigens auch bei der Wahl der Musik gezeigt, die jeweils am Ende der Kapitel zu hören ist. Sie stammt von dem 1909 in Dresden geborenen und 1974 in Schruns verstorbenen Komponisten Georg Hering-Marsal, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem Lustenauer Mundartdichter Hannes Grabher bekannt wurde. Die Musik ist feinsinnig arrangiert von Rolf Aberer und in gewohnt unprätentiöser Qualität eingespielt vom Trio Fool & Flissig. Ergänzt ist das Buch nicht minder kongenial von neun Mundart-Haiku's Günther Sohms und Illustrationen von Gottfried Bechtold.
Einleitung  [mp3]
Materialgrundlage (und Biografisches)  [mp3]
Der Konjunktiv  [mp3] 
Mehr zu Eugen Gabriel unter:   [A - Z]