28.05.2009
Spiegelfeld - Christian Zillners österreichisches Nationalepos

Seit dem Jahr 2004 erscheinen im kleinen Wiener [Dornröschen-Verlag] in regelmäßigen Abständen Bücher, auf deren Inhalt man sich hierzulande noch kaum einen Reim machen kann. Würde man den in Dornbirn geborenen [Autor] nicht von anderen redaktionellen und herausgeberischen Aktivitäten kennen, um seine Person könnte sich ein veritabler Mythos ranken. Christian Zillner aber machte nie ein Geheimnis daraus, worauf er mit seinem auf 11 Bände ausgelegten und mittlerweile 6 Bände umfassenden Werk hinaus wollte. In einem Interview, das Werner Schandor mit Christian Zillner für die Wiener Zeitung führte, sagt er: „Ich bin in meinem Elternhaus mit Joseph Roth und den nostalgischen Vorstellungen von Österreich und österreichischer Geschichte aufgewachsen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass das mit unserer Realität in der Zweiten Republik nichts zu tun hat. Meinem Gefühl nach ist das, was österreichische Tradition war – auch in literarischer und künstlerischer Hinsicht –, eigentlich mit dem Hitlerismus untergegangen. Erst seit der Zweiten Republik gibt es so etwas wie ein österreichisches Nationalbewusstsein. Ich hatte das Gefühl, wenn es ein Nationalbewusstsein gibt, dann muss es auch ein Nationalepos geben – das gehört einfach dazu! Ich hätte mich selber nie als Autor dafür gesehen, habe aber gehofft, dass es irgendjemand anderer einmal machen wird.“
Da sich niemand dazu bereit erklärte, nahm er dieses komplexe Projekt selber in die Hand. Ausgehend von der Freundschaft mit dem Mitglied einer alten österreichischen Adelsfamilie ging er daran, ein Versepos zu verfassen, in dem sich Mögliches und Unmögliches zur über 1000-jährigen Geschichte des fiktiven Geschlechts der Spiegelfelds in assoziativen erzählerischen Schleifen und in sprachlich und rhythmisch mitreißender Art entfalten. Als „Erzählungen aus dem österreichischen Niemandsland“ umschreibt er das formale Konzept und die Untertitel der Bände geben Aufschluss darüber, auf welche Art er den zeitlichen Rahmen bewältigt.
Band 1: Neun Tage im Mai 907
Band 2: Neun Stunden am 24. April 1048
Band 3: Neun Minuten am 12. August 1099
Band 4: Neun Stationen im September 1247
Band 5: Neun Bundesländer
Band 6: Neun Monate im Jahr 1349

Deutlich sichtbar ist, dass Band 5 nicht ganz in die Reihe passt. Nichts desto Trotz ist er interessant, zumal im Vorarlberg-Teil einige Erkenntnisse, Einschätzungen und Mutmaßungen über eine bekannte Dornbirner Textildynastie zusammen getragen sind. Ausschnitte daraus sind hier zu hören. Gelesen werden die Passagen vom Bruder des Autors [Bernhard Zillner], dessen Stimme Hörern des Nachmittagsmagazins von ORF-Vorarlberg sicher schon lange ein Wurm im Ohr ist.
Christian Zillner gehört übrigens zu den Stammautoren der Zeitschrift [miromente]. In der Nummer 16 ist zum Beispiel ein Ausschnitt aus dem aktuellen Band 6 des Spiegelfeld-Epos nachzulesen.

Spiegelfeld - Band 1 (Auschnitt)  [mp3]
Spiegelfeld - Band 3 (Auschnitt)  [mp3]
Spiegelfeld - Band 5 (Auschnitt)  [mp3]
Mehr Informationen über Christian Zillner  [hier]