04.04.2011
SI.SI. Klocker liest aus ihrer GRETE GULBRANSSON

Das Literaturradio präsentiert fünf Ausschnitte aus SI.SI Klockers 1998 bei der Wiener Edition Das Fröhliche Wohnzimmer erschienenen Buches GRETE GULBRANSSON. Leer- und Wanderjahre einer Dichterin. Der Band der gebürtigen Bregenzerin enthält eine Zusammenstellung von literarischen Miniaturen, genreübergreifend, mit absurden, dadaistischen, auch lautmalerischen Anklängen, die inhaltlich lose um die Gedankenwelt der in Vorarlberg geborenen aber aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Talente viel gereisten und gut vernetzten Dichterin des frühen 20. Jahrhunderts GRETE GULBRANSSON kreisen. Der weniger exakte als vielmehr intuitive, assoziative, kreisende, vor allem liebevoll ironische Zugang Klockers zu Person und Werk Gulbranssons wird schon im ersten Satz des ersten Abschnitts deutlich, wo sie schreibt: „Da greif ich nun aus dem Stegreif nach dem Griffel...“ Damit scheint ihr eigenes Programm (vermutlich auch das von G.G.) von Anfang an umrissen zu sein, nämlich eine „angerissene Geschichte“ zu präsentieren, was bei der Fülle dessen, was Gulbransson gelebt und geschrieben hat, sicher ein richtiger, ehrlicher und kluger Weg ist. Auf Gulbranssons schwärmerische Wortflut – ihr Tagebuchprojekt, von Gulbransson selbst „Lebenswerk“ genannt, von denen, die es kennen mitunter „Dokument des Scheiterns“, umfasst immerhin 222 Bände bzw. 90 000 handgeschriebene Seiten – reagiert SI.SI. Klocker mit schmalen aber amüsanten, mit einigen detailreichen Zeichnungen illustrierten 79 Seiten, die sie zu Beginn des Nachworts als „die Aufzeichnungen der ersten Dichterin der Leere“ bezeichnet und mit den Versen enden lässt:
 
Ich habe die Ewigkeit erfahren
Und bin an der Alltäglichkeit gescheitert oder auch nicht.
 
Für SI.SI. Klocker ist GRETE GULBRANSSON (deren Name sie immer in Großbuchstaben hervorhebt) nicht mehr und nicht weniger als eine Art literarisch-weltanschauliche vor allem auch feministische Marke, die sie mit dem entsprechenden Bewusstsein in ihre Texte hinein trägt. Ein für die Arbeit Klockers konsequentes Verfahren, das sich in Form des „Kaiserin SI.SI von Europa“-Logos seit über 10 Jahren in ihrem eigenen Namen manifestiert.
Bei dieser Gelegenheit weisen wir auf die Ausstellung der vielseitigen Künstlerin im Palais Thurn & Taxis in Bregenz hin, (hier zusammen mit Eva Aberer-Grass, Ines Agostinelli, Christian Eder und Marion Mathà), die am 6. Mai eröffnet und bis zum 26. Juni zu sehen sein wird.
 
Das Buch:
SI.SI. Klocker. GRETE GULBRANSSON. Leer- und Wanderjahre einer Dichterin, das fröhliche Wohnzimmer – edition, Wien 1998.
 
 
Audiofiles:
GLADIATIOREN IM ALTEN ROM DIE TODESGLOCKEN LÄUTEND...  [mp3]
GEHEND AN GRAUEN MEERESKÜSTEN KLARE GEBIRGSSEEN JETZT  [mp3]
VOM FRÄULEIN DAS INS BETT DER NEUTRALITÄT FIEL  [mp3]
DIE NEUE RASSENTHEORIE NACH GULBRANSSON  [mp3]
NULL NEON UND STRASSENASPHALT  [mp3]
 
Informationen zu SI.SI. Klocker  [hier]