10.09.2010
Michael Köhlmeier, Peter Herbert und das Symphonieorchester Vorarlberg

Unter dem Titel Zahlentanz brachte das Symphonieorchester Vorarlberg im Mai 2010 die Uraufführung einer Komposition von Peter Herbert auf die Bühne, in der er Gedichte über Zahlen von Michael Köhlmeier interpretierte. Als Verweis auf die Gründung des Orchesters vor 25 Jahren, stand sein ehemaliger Leiter Christoph Eberle am Dirigentenpult. Sowohl der Zahlentanz, der nun hier archiviert ist, als auch Rimski-Korsakows "sinfonische Dichtung" Scheherazade, die im Anschluss daran zu hören war, wurden erzählend und lesend begleitet von Michael Köhlmeier. Peter Herbert spielte die Soli in seinem eigenen Stück und stand dem Symphonieorchester darüber hinaus auch bei Rismski-Korsakow als Teil der Kontrabass-Sektion zur Verfügung.
Im Zahlentanz ist nicht nur die für Herbert mittlerweile charakteristische Mischung aus Elementen der Jazzmusik (zum Teil glaubt man sich an das Vienna Art Orcherster in seinen besten Zeiten erinnert) und aus der Klassik in der Tradition von Strawinski oder Penderecki zu hören, sondern er nutzte auch die Erfahrungen, die er in den letzten Jahren mit dem libanesischen Ud-Spieler Marcel Khalife im arabischen Musiksystem mit seinen typischen Vierteltonintervallen gesammelt hat; beim Thema Mathematik ein naturgemäß passendes Stilmittel.
Köhlmeiers Aufgabe war die alt bewährte. Er, der ja auch Mathematik studiert hat, erzählt während der Überleitungen von einer musikalischen Miniatur zur nächsten, (Peter Herbert hat diese Übergänge auf einfache rhythmische Muster reduziert), Anekdoten zur Welt der Zahlen, über ihre Entstehung, ihre Symbolik, ihre verschiedenen Funktionen. Jede dieser kurzen Geschichten, in denen unter anderem Adam Ries(e), die hebräische Zahlenmystik oder die höchste Zahl Googol eine Rolle spielen, mündet in ein Gedicht, das jeweils einer der Ziffern, herunter gezählt von 9 bis 0, zugeordnet ist. In den bewusst an Merksätze für den Schulunterricht erinnernden einfach gereimten Versen, löst Köhlmeier die Zahlen aus ihrem konventionellen Zusammenhang heraus und fügt sie in einen poetischen, einen bildhaften wieder ein. Im Fall der Zahl 7 lautet die neue Formel:
Zwei Parallelen können
im Unendlichen sich lieben.
Das dauert lang, ein Querstrich kam,
jetzt sind zu dritt sie sieben.
Die hier zu hörende Aufnahme entstand am 9. Mai 2010 im ausverkauften Festspielhaus in Bregenz. Das Publikum war hoch konzentriert und spendete allen Teilnehmenden anhaltenden Applaus.
Zahlentanz  [mp3]
Michael Köhlmeier und Peter Herbert  [Info]