10.02.2011
Maya Rinderer liest aus ihrem Debütroman "Esther"

Im März wird beim Bucherverlag in Hohenems ein in doppelter Hinsicht bemerkenswerter Roman erscheinen. Einmal hat hier eine Vorarlberger Autorin das Thema Holocaust als Teil der Geschichte ihrer eigenen, mütterlicherseits jüdischen Familie verarbeitet, andererseits wird das Feuilleton nicht daran vorbei kommen zu bemerken, dass dieses Mädchen am 9. Februar 2011 erst 15 Jahre alt geworden ist. Tatsachen, die das Unternehmen auch doppelt riskant erscheinen lassen, zumal diese Geschichte sich natürlich inhaltlich an einer Fülle von bereits zu diesem Thema geschriebenen messen lassen muss, und es andererseits selbstverständlich gefährlich ist, eine so junge Autorin plötzlich einer breiteren öffentlichen Kritik auszusetzen.
Glücklicherweise ist Maya Rinderer reif genug, diese Probleme zu erkennen, davon konnte man sich bei ihrer Lesung im Theater Kosmos überzeugen. Auf die diesbezüglichen Fragen der für die Veranstaltungsreihe "Junge Autoren" verantwortlichen Gabi Bösch antwortete sie entsprechend reflektiert und mit spürbarer Zurückhaltung bei der Beurteilung ihres eigenen subjektiven Versuchs, die großen Themen Flucht, Vertreibung und Mord in der Nazizeit literarisch zu bewältigen. Anhand der kurzen Ausschnitte, die sie bei der Lesung präsentiert hat, konnte man allerdings schon hören, dass sie ein paar grundsätzlich richtige Entscheidungen bei der Wahl der literarischen Mittel getroffen hat, vor allem jene, die Geschichte aus der Perspektive eines Mädchens zu erzählen, das etwa gleich alt ist und einen ähnlichen Erfahrungshorizont hat wie sie selbst. Dies und der Umstand, dass hier historische Ereignisse und menschliche Schicksale von einer Autorin erzählt werden, die mehr als 50 Jahre (!) nach den Gräueltaten geboren wurde, darf zurecht neugierig auf den Roman machen. 
Die beiden Ausschnitte, einer vom Beginn, einer vom Ende der Geschichte, sind hier, lediglich durch eine kurze Pause getrennt, direkt hintereinander geschnitten.
Das Buch:
Maya Rinderer. Esther. Roman, Bucher-Verlag, Hohenems 2011
Lesung Maya Rinderer  [mp3]
Informationen zu Maya Rinderer  [hier]