04.04.2009
Gedichte von Hans van de Waarsenburg

Hans van de Waarsenburg ist an Lyrik Interessierten, besonders aber den aufmerksameren Besuchern der Veranstaltung Poesie International Dornbirn von mehreren Auftritten am Spielboden bekannt. Und zwar sowohl als Lyriker wie als einführender Experte im Rahmen des Niederlande-Schwerpunkts im Jahr 2003, bei dem unter anderem Cees Noteboom zu Gast war. Nooteboom ist es auch, der das Vorwort zur deutschen Ausgabe des neuen Lyrikbands van de Waarsenburgs So treibt die Insel geschrieben hat. Dort heißt es über seine Gedichte: „Er malt die Landschaft wie ein Expressionist, scheut keine Farbe und zeichnet zugleich ein Porträt seiner Stimmung, ein inneres Theater der Heiterkeit, des Genusses, der bezwungenen Verzweiflung und des düsteren Pathos, das eher an lateinamerikanische als an niederländische Lyrik denken läßt.“
Das gesamte Vorwort und drei Gedichte sind in der miromente Nr. 15 abgedruckt, und natürlich im oben genannten Gedichtband So treibt die Insel/Zo drijft het eiland, (Deutsch/Niederländisch), Verlag Landpresse 2008.

In diesem Zusammenhang weisen wir mit großem Bedauern darauf hin, dass es die Veranstaltung Poesie International Dornbirn, die nach dem Vorbild der Maastricht International Poetry Nights gestaltet wurde, deren Vorsitzender Hans van de Waarsenburg seit 1997 ist, nach 10 Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit, ab heuer nicht mehr geben wird. Wir hoffen, dass die Lyrik in dieser oder in einer anderen Form in Zukunft doch wieder eine Bühne in Vorarlberg haben wird.

Polski Tango  [mp3]
Mehr Gedichte von Hans van de Waarsenburg unter  [Lyrik]
Mehr zur Person von Hans van de Waarsenburg  [hier]
Polski Tango
Der hölzerne Vorbau der Dorfkneipe.
Drinnen der gusseiserne Ofen, der
Feuer atmet, Wäsche trocknet, Sterne träumt.
Dort singt sie Tangos. Ihre Stimme kratzt
Aus den grauen Gravuren des Grammophons.
Ob etwas sei, fragt sie und leckt sein Ohrläppchen.
Er küsst ihre Finger und hält sie wie in
Einem Polski Tango so fest, dass Leiber
Verschmelzen, ihr Wadenbein sich hebt, sich
Entblößt. Pfefferwodkas werden bestellt. Mein
Gott, der Tango ist kein Marsch in den Krieg.
Dies ist schrittweiser Schleichgang, in unfassbarer
Zeit. Dies ist lieblicher Falsettgesang in dunklen
Gläsern. Dies ist ein Anhalten der Jahre, denn
Die Toten leben noch. In der Dorfkneipe ein
Gläschen trinken, ihr zuhören,
Die Betrunkene küsst, Trost spendend, heimlich
Mit warmen Fingern im Schritt. Wo Tränen Salzkristalle
Werden. Die Hand ans Gemüt sich legt.
Schwarze Madonna, darf ich um diesen Tanz bitten?
(Aus: So treibt die Insel/Zo drijft het eiland, Verlag Landpresse 2008)